Lange Zeit waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf die deutsche Bevölkerung kein Thema. Dies hat sich gerade im letzten Jahrzehnt geändert: Heute wird darüber gesprochen, dass diejenigen, die während des Kriegs noch Kinder oder Jugendliche gewesen waren, traumatisiert wurden und Narben davongetragen haben.

Als Reaktion auf die Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg hat die Kriegskinder-Generation nach dem Krieg eine Sicherheitszone errichtet: Die Wohnung, der Beruf, das Essen … dies alles hatte einen sehr hohen Stellenwert. Die Familie als selbst geschaffene eigene „heile Welt“. Das Wirtschaftswunder diente somit auch als Fassade, um die Kriegstraumata zu verdecken – die Familie musste funktionieren.

Viele der Kinder, die in dieser Atmosphäre aufgewachsen sind, beklagen heute Beziehungslosigkeit innerhalb der Familie, fühlen sich heimatlos, alleine, leiden oft unter Schuldgefühlen und neigen zu Depressionen.

Mit dem Älterwerden der Kriegskinder-Generation wird der nachfolgenden Kriegsenkel-Generation immer deutlicher, dass ihre eigenen Probleme teilweise mit den Erlebnissen ihrer Eltern im Krieg und den Einflüssen der nationalsozialistischen Erziehung zusammenhängen. Die Forschung beschreibt transgenerationale Muster, die ihren Ursprung im Nationalsozialismus und im Krieg haben. Die Kriegsenkel wollen diese Last nicht mehr tragen und hinterfragen die „heile Welt“ ihrer Eltern: Sie stellen sich den Gefühlen, die die Kriegskinder unterdrücken mussten.

In diesem Seminar soll Raum für den Austausch solcher Muster gegeben werden und dem durch den Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus verursachten Leid ein Platz gegeben werden.

Methoden: Impulsvortrag, Diskussion, Genogramm- und Biographiearbeit, kreatives Schreiben und Rituale.