Jahrestagung des Kriegsenkel e. V. 2017

Vermächtnis und Vermögen – Perspektiven für Kriegsenkel
24.-26.02.2017 Ferienstätte und Seminarzentrum Dorfweil, Schmitten/Taunus

Tagungsprogramm

Die Generation der Kriegsenkel und deutschen Babyboomer ist eine „Generation im Übergang“. Sie bewegt sich von einer außerordentlich belasteten Vergangenheit, die in ihren Herkunftsfamilien oft tiefe Spuren hinterlassen hat, hinüber in eine Zukunft, die einerseits fast alles verspricht und die andererseits zu den schlimmsten Befürchtungen Anlass zu geben scheint.

In Referaten, Beiträgen und Gesprächen wollen wir auf unserer Tagung das „Vermächtnis“ ausleuchten, sein Gewicht bestimmen und seine Gegenwart betrachten. Daneben halten wir unser „Vermögen“, das Potential, aus den Vorgaben des Überkommenen Gewinn zu ziehen und ihn für uns und andere fruchtbar zu machen.

Freitag, 24.02.2017

16.30 Uhr Abfahrt Shuttle von Bahnhof Oberursel (optional)

17.30 Uhr Tagungsbeginn

Begrüßung, Kennenlernen, Vorstellung der Referenten
Vorstand des Kriegsenkel e. V.

Abendessen

Anton. Dämonen füttern
Performatives Tanztheater – Claudia Schnürer, Düsseldorf

Get-Together in der Taunusstube

Samstag, 25.02.2017

Frühstück

„Weibliche Schuldverstrickung im Nationalsozialismus und im Familiengedächtnis nach 1945“
Vortrag und Gespräch – Katrin Himmler, Berlin

„Einblicke in Geschichte und Arbeit der Wehrmachtsauskunftsstelle Berlin“
Präsentation und Gespräch – Stephan Kühmeyer, Berlin

Mittagessen

Foren für Aktive im Themenfeld „Kriegsenkel“
1.) LeiterInnen lokaler Gesprächsgruppen
2.) Professionelle HelferInnen
3.) Kulturschaffende

Kaffeepause

 „Die Kraft der Kriegsenkel“
 Vortrag und Gespräch – Ingrid Meyer-Legrand, Berlin

„Kreativität als Königsweg der Selbsterkenntnis und Transformation“
Vortrag und Gespräch – Raymond Unger, Berlin

Abendessen

„Der Krieg in mir“
Werkstattgespräch zum Film – Sebastian Heinzel, Loßburg/Schömberg

Get up – Stand up! – Bewegungsimpuls zum Tagesende

Get-Together in der Taunusstube und am Lagerfeuer

Sonntag, 26.02.2017

Frühstück

„Einblicke in Geschichte und Arbeit der GLS-Treuhand und ihrer Zukunftsstiftungen“
Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der GLS-Treuhand (angefragt)

„Vermächtnis und Vermögen – und die Zukunft der Gesellschaft“
Hans Bartosch, Magdeburg

Abschluss und Feedback
Vorstand des Kriegsenkel e. V.

Mittagessen

13.30 Uhr
Abfahrt Shuttle zum Bahnhof Oberursel (optional)

Referenten & Beiträge

Katrin Himmler, Berlin www.katrinhimmler.de
Weibliche Schuldverstrickung im Nationalsozialismus und im Familiengedächtnis nach 1945

„Während die öffentliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit relativ weit gediehen ist und in den letzten Jahren auch die Thematisierung der transgenerationellen Weitergabe von Kriegstraumata einen Boom erlebt hat, verläuft die kritische Auseinandersetzung in den Familien über die NS-Verstrickung der eigenen Vorfahren noch sehr zaghaft. Die Rolle der Mütter und Großmütter wird dabei meist noch mehr verharmlost als die der Väter und Großväter.“ Katrin Himmler, Politikwissenschaftlerin und Großnichte Heinrich Himmlers, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit ihrer Familiengeschichte und Familienerzählungen als Teil der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Veröffentlichungen u.a.: „Die Brüder Himmler. Eine deutsche Familiengeschichte“ (2005) und, gemeinsam mit dem Historiker Prof. Dr. Michael Wildt, „Himmler privat. Briefe eines Massenmörders“ (2014).

Ingrid Meyer-Legrand, Berlin www.meyer-legrand.eu
Die Kraft der Kriegsenkel

„Mit dem Auffinden der besonderen Geschichte ihrer Eltern als Kriegs- und Flüchtlingskinder hastig für die Kriegsenkel ein Zusammenhang offenbart, der einerseits sehr viel Leid und schuldhaftes Verhalten, andererseits auch ein großes Potential, zahlreiche Ressourcen und vielfältige Kompetenzen beinhaltete. All dies haben die Kriegsenkel zur weiteren Gestaltung ihres eigenen Lebens genutzt – und sie werden es weiter tun.“ Ingrid Meyer-Legrand, Diplom-Sozialpädagogin, hat Sozialwissenschaften, Geschichte und Sozialarbeit studiert und führt als Systemische Therapeutin, Supervisorin und Coach ihre eigene Praxis in Berlin und Brüssel. Sie ist Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Berlin und arbeitet als Supervisorin in diversen Einrichtungen der Flüchtlingsarbeit und Familienhilfe. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren in Seminaren, Workshops, Vorträgen und Veröffentlichungen mit dem Thema „Kriegsenkel“.

Raymond Unger, Berlin www.raymond-unger.de www.raymond-unger.de
Kreativität als Königsweg der Selbsterkenntnis und Transformation

„Zeige deine Wunde“ lautet der Titel der wohl berühmtesten Arbeit des Jahrhundertkünstlers Joseph Behufs. „Denn nur eine Wunder, die gezeigt wird, kann auch geheilt werden.“ (J. Beuys) Raymond Unger, veröffentlichter Autor und bildender Künstler aus Berlin, greift das Beuys-Credo auf und überträgt es auf die heutige Zeit im Kontext des Tagungsthemas „Vermächtnis und Vermögen“ – Generation der Kriegsenkel und ihre spezifischen Prägungen und Fähigkeiten.

Hans Bartosch, Magdeburg
Vermächtnis und Vermögen – und die Zukunft der Gesellschaft

„Welches Vermächtnis tragen wir mit uns herum? Was bleibt zu tun? Auf welche Ressourcen dürfen wir uns stützen? Wie verwandeln wir Leid und Schmerz und Schuld in Perspektive? Und wie sieht die Zukunft einer Gesellschaft aus, die dafür Wege findet? Hans Bartosch trägt in seinem Abschlussreferat seine Beobachtungen auf der Tagung zusammen und wagt einen Ausblick.“ Geboren 1962, Kind des Ruhrgebiets, Pfarrer gelernt und seit 1989 praktiziert, seit 1994 ausschließlich in der Diakonie tätig, seit 2012 in Sachsen-Anhalt, Seelsorger für Krankenhäuser und Hospize in den Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg, Koordinator der klinischen Ethikarbeit.

Sebastian Heinzel, Loßburg/Schömberg www.heinzelfilm.de
Der Krieg in mir – Werkstattgespräch zum Dokumentarfilm „Der Krieg in mir“

Sebastian Heinzel, Jahrgang 1979, geboren in Kassel, ist freier Autor und Filmemacher. Er startete seine Karriere als Journalist für Tageszeitungen und beim Musikfernsehen. Auf der Tagung stellt er anhand von Ausschnitten seinen Film „Der Krieg in mir“ vor, der zur Zeit produziert wird, und stellt sich für ein Werkstattgespräch zur Verfügung.

Claudia Schnürer, Düsseldorf www.schnurprojekte.de
Anton. Dämonen füttern – Performatives Tanztheater

Geheime Morsezeichen, Klopfsignale, pochen in den Zellen. Über Generationen hinweg wirken Ereignisse aus dem Leben unserer Vorfahren weiter und beeinflussen, meist unbewusst, noch heute unser Leben. Psychologie und Genforschung beschäftigen sich schon länger damit. Inspiriert durch die tatsächliche Geschichte von Großvater Anton, der Vertreibung und zwei Weltkriege miterlebt hat, macht sich dieses Solo mit den Mitteln von Tanz, Theater und Referenzen zum „neuen Zirkus“ auf Spurensuche. Claudia Schnürer ist Performerin, Dozentin für Bewegung, Feldenkrais, Lehrerin und Heilpraktikerin. Von 2009-2015 war sie Dozentin und Director for Undergraduate Theatre Studies an der Academia dell‘ Arte in Arezzo, Italien. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich immer im Geist des Neuen Zirkus, mit biographischen und autobiografischen Themen. Dabei erkundet sie, welche Resonanz gemachte Erfahrungen im Körper haben und sucht physischen, poetischen und Transformation Ausdruck dafür.